
Labmagenverlagerung bei Kühen
Symptome, Vorbeugung und Behandlung
Sie machen sich Sorgen, dass Ihre Kuh von einer Labmagenverlagerung betroffen ist? Dann ist rasches Eingreifen gefragt! Die Labmagenverlagerung ist eine häufige Erkrankung bei Milchkühen. Sie kann schwerwiegende Komplikationen zur Folge haben und zu finanziellen Verlusten führen.
Mit verschiedenen präventiven Maßnahmen kann das Auftreten von Labmagenverlagerungen deutlich verringert werden. Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie eine Labmagenverlagerung erkennen, ihr vorbeugen oder sie gezielt behandeln können.
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Auf einen Blick – Checkliste bei Labmagenverlagerung*
Haftungsausschluss: Diese Informationen stellen keine medizinischen Ratschläge dar und ersetzen keine medizinische Diagnose, Beratung und Behandlung diesbezüglich durch einen Tierarzt. Trotz größter Sorgfalt bei deren Erstellung kann keine Gewähr und keine Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen werden.
Symptome | Vorbeugen | Behandeln |
---|---|---|
✔ Frühe Phase: Verminderte Futteraufnahme, reduzierter Milchfluss
✔ Akute Phase: Apathie, Gewichtsverlust, aufgeblähte Bauchhöhle
✔ Fortgeschrittene Phase: schwerwiegende Verdauungsstörungen, Dehydrierung, Kreislaufprobleme |
✔ langsamer Wechsel von der Trockenstehfütterung zur Laktationsfütterung
✔ strukturreiches Futter
✔ Stressreduktion
✔ ausgewogene Mineralstoffversorgung, insbesondere Kalzium
✔ Überwachung der Gesundheit
✔ ausreichendes Wasserangebot nach der Kalbung |
✔ nicht chirurgische Eingriffe wie Wälzen und Abgasen
✔ chirurgische Eingriffe wie Laparotomie und minimalinvasive Techniken
✔ Kalziuminfusionen
✔ Ernährungsumstellung |
Labmagenverlagerung bei Rindern – Was ist das?
Eine Verlagerung des Labmagens (Dislocatio abomasi) ist eine schleichend fortschreitende Erkrankung, bei der sich der Labmagen einer Kuh entweder nach links oder nach rechts verlagert. Eine Labmagenverlagerung kann in jedem Alter einer Kuh auftreten, wobei Milch-Kühe besonders betroffen sind. Bei Kälbern kommt diese Störung seltener vor. Die Häufigkeit der Krankheit steigt besonders nach der ersten Geburt eines Kalbes. In mehr als 50 Prozent der Fälle sind Kühe in den ersten 30 Tagen der Laktation von einer Verlagerung des Labmagens betroffen – circa 85 Prozent linksseitig.
Deutlich seltener ist eine rechtsseitige Labmagenverlagerung zu beobachten, die meist mit einer Drehung des Labmagens einhergeht. Diese kann während des gesamten Laktationsverlaufs auftreten und stellt einen lebensbedrohlichen Zustand dar, da er zu einem vollständigen Verschluss des Labmagenausgangs führen kann.
Ursachen für Labmagenverlagerung
Der Labmagen einer Kuh befindet sich normalerweise im unteren rechten Bauchraum. Entsteht eine vermehrte Gasansammlung im Labmagen führt dies zu einer Verlagerung des Labmagens. Diese tritt meist linksseitig auf. Grundsätzlich wirkt ein gut gefüllter Pansen als eine natürliche Barriere, die eine Verlagerung des Labmagens verhindert.
Es gibt verschiedene Ursachen, die eine Labmagenverlagerung bei Kälbern und älteren Rindern begünstigen.
- Hohe Kraftfuttermengen oder ein plötzlicher Futterwechsel können die Labmagenmotorik stören und zu vermehrter Gasansammlung führen.
- Auch Vorerkrankungen wie Milchfieber, Ketose oder Nachgeburtsverhaltung hemmen die Labmagenmotorik.
- Zudem führt der Kalziummangel bei Milchfieber zu einer Erschlaffung der Labmagenmuskulatur. Beides kann die Beweglichkeit des Labmagens verringern.
- Auch mechanische Einwirkungen wie der Transport, eine schwere Abkalbung oder das Wälzen der Kuh bei der Geburt können eine Labmagenverlagerung begünstigen.
Symptome und Diagnose – Daran erkennen Sie die Labmagenverlagerung
Besonders im Zeitraum kurz vor der Kalbung sind das Immunsystem und der Stoffwechsel einer Kuh hohen Belastungen ausgesetzt. Daher sind die meisten Symptome nicht spezifisch und können auch bei anderen Erkrankungen auftreten.
Als Hinweis auf eine Labmagenverlagerung fällt in der Regel die geringere oder wechselhafte Futteraufnahme auf. Damit einher geht eine verminderte Milchleistung. Auffallend ist ebenfalls ein dunkler und schmieriger Kot. Auch andere Erkrankungen wie Milchfieber und Ketose wirken sich begünstigend auf die Labmagenverlagerung aus.
- Im Verlauf einer linksseitigen Labmagenverlagerung kann eine von außen sichtbare Vorwölbung der Bauchhöhle auf der linken Seite beobachtet werden. Aufgrund des Ungleichgewichts im Stoffwechsel geht die Labmagenverlagerung oft mit einer Ketose einher. Die Kühe können mehrere Monate überleben, jedoch zeigen sie einen zunehmenden Leistungsabfall und leiden an Gewichtsverlust.
- Bei der rechtsseitigen Labmagenverlagerung kommt es zu einer Vergrößerung der Bauchhöhle auf der rechten Seite, meist mit einer Pansenaufgasung. Aufgrund des Rückflusses vom Labmageninhalt in den Pansen verschiebt sich der pH-Wert im Blut in den alkalischen Bereich. Dadurch sind die Tiere häufig apathisch und schmerzhaft im Bauchraum.
- Besonders kritisch ist die rechtsseitige Labmagenverlagerung mit Drehung. Sie muss stets als Notfall eingestuft werden. Da in diesem Fall die komplette Nahrungspassage unterbrochen ist, sind die Symptome der rechtsseitigen Labmagenverlagerung deutlich ausgeprägter. Zudem trocknen die Tiere schnell aus und fallen durch abwesendes Wiederkauen und verminderten Kotabsatz auf. Darüber hinaus kann diese Art der Labmagenverlagerung auch im fortgeschrittenem Laktationsstadium auftreten.
Maßnahmen und Behandlung bei einer Labmagenverlagerung
Ziel der Behandlung ist die Zurückverlagerung des Labmagens in seine normale Lage sowie das Abgasen. Meistens nimmt hier der Tierarzt einen chirurgischen Eingriff vor:
Behandlung der Labmagenverlagerung ohne chirurgischen Eingriff
Zu Beginn einer linksseitigen Labmagenverlagerung kann eine Behandlung ohne chirurgischen Eingriff probiert werden. Dabei wird das Tier auf die rechte Seite abgelegt und über den Rücken gewälzt. Gleichzeitig erfolgt eine Massage von rechts. Dieses Vorgehen muss eventuell. mehrfach wiederholt werden, bis der Labmagen wieder an die richtige Stelle gelangt. Anschließend muss eine entsprechende Therapie durchgeführt werden, um die Tätigkeit des Labmagens zu fördern, die Fresslust zu unterstützen und etwaige Stoffwechselentgleisungen zu beheben. Aufgrund der hohen Rückfallquote nach dieser Behandlung, dient das Wälzen oft als Vorstufe für einen chirurgischen Eingriff.
Behandlung mittels eines chirurgischen Eingriffs
Um die Rückverlagerung des Labmagens sicherzustellen, eine Drehung zu verhindern und die Rückfallquote zu senken, muss der Labmagen chirurgisch an der Bauchwand befestigt werden.
Im Fall der linksseitigen Labmagenverlagerung wird der Labmagen durch Wälzen zurückverlagert oder zunächst entgast, um das Tier anschließend auf den Rücken zu drehen. Daraufhin wird der Labmagen mithilfe spezieller Haltefäden fixiert.
Weitere Möglichkeiten bestehen in der rechten oder linken Eröffnung der Bauchhöhle (Laparotomie). Mit dieser Methode ist es möglich die gesamte Bauchhöhle zu untersuchen, um etwaige Bauchfellentzündungen zu erkennen. Anschließend wird der Labmagen entgast und zurückverlagert. Für die Fixierung des Labmagens wird ein großes Netz verwendet, das unweit des Magenausgangs an die seitliche Bauchwand genäht wird.
Bei rechtzeitigem Erkennen einer linksseitigen Labmagenverlagerung und gut durchgeführtem ärztlichen Eingriff kann man von einer günstigen Prognose für das Tier ausgehen. Bei einer rechtsseitigen Verlagerung muss die Prognose mit Bedacht gestellt werden.
Labmagenverlagerung bei Kühen vorbeugen
Wie senkt man das Risiko einer Labmagenverlagerung? Die wichtigsten Maßnahmen auf einen Blick, um die Tiergesundheit zu fördern.
Gut gefüllter Pansen und Labmagen | Milchfieber vorbeugen | Weitere Faktoren |
---|---|---|
✔ schmackhafte Futterrationen anbieten
✔ ausreichend Flüssigkeit nach der Abkalbung (Kuhtrank)
✔ kein abrupter Futterwechsel
✔ ausgewogene Fütterung von Kraftfutter und Grobfutter |
✔ kalziumarme Fütterung
✔ Anwendung DCAB-Konzept
✔ Überwachung des Kalziumspiegels im Blut |
✔ Stressreduktion
✔ keine Überbelegung
✔ ausreichend Bewegung |
- Der Labmagen und Pansen der Kuh sollte immer gut gefüllt sein. Deshalb ist es wichtig, dass die Futterrationen schmackhaft sind und die Kuh nach der Geburt des Kalbes ausreichend trinkt (Kuhtrank).
- Auch sollten abrupte Futterwechsel unbedingt vermieden werden, um Verdauungsproblemen vorzubeugen. Daher empfiehlt es sich die Fütterung beim Übergang von der Trockenstehzeit in die Milchproduktion langsam anzupassen und auf eine ausgewogene Kraft- und Grobfuttermenge zu achten.
- Das Auftreten einer Gebärparese (Milchfieber) kann ebenfalls eine Labmagenverlagerung begünstigen. Daher sollte man eine kalziumarme Ernährung berücksichtigen und/oder das DCAB Konzept anwenden. Mit dessen Hilfe kann der Kalziumhaushalt der Kuh reguliert werden.
- Des Weiteren sollte der Kalziumspiegel im Blut der Kühe überwacht werden, um einen verstecken Kalziummangel (subklinische Hypocalcämie) zu erkennen.
Es gibt auch einige externe Faktoren, um die Gefahr einer Labmagenverlagerung zu senken. So sollte der Stress für die Tiere möglichst gering gehalten und eine Überbelegung im Stall vermieden werden (mindestens zehn Quadratmeter/Kuh). Sorgen Sie für ausreichend Bewegung der Kühe, vor allem im geburtsnahen Zeitraum.
Sollte sich eine Labmagenverlagerung innerhalb einer Zuchtfamilie besonders häufen, lohnt sich auch ein Gentest des Zuchtbullen.
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