
Ketose bei Kühen – Symptome, Vorbeugung und Behandlung
Sie befürchten, dass Ihre Kuh an einer Ketose erkrankt ist? Dann handeln Sie frühzeitig! Auf lange Sicht kann eine Ketose zu schweren Gesundheitsproblemen und Stoffwechselstörungen führen sowie die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion beeinträchtigen.
Mithilfe verschiedener Maßnahmen lässt sich das Auftreten einer Ketose deutlich reduzieren. Hier erfahren Sie, woran Sie eine Ketose erkennen, ihr gegensteuern und sie effektiv behandeln können.
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Auf einen Blick – Checkliste bei Ketose*
* Haftungsausschluss: Diese Informationen stellen keine medizinischen Ratschläge dar und ersetzen keine medizinische Diagnose, Beratung und Behandlung diesbezüglich durch einen Tierarzt. Trotz größter Sorgfalt bei deren Erstellung kann keine Gewähr und keine Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen werden.
Symptome | Vorbeugen | Behandeln |
---|---|---|
Frühe Phase: ✔ verminderter Appetit ✔ Abfall der Milchleistung
Mittlere Phase: ✔ Gewichtsverlust ✔ acetonartiger Atemgeruch
Fortgeschrittene Phase: ✔ starke Lethargie ✔ deutlicher Gewichtsverlust ✔ schlechter Zustand des Fells |
✔ optimales Fütterungsmanagement
✔ Kalziumstoffwechsel verbessern
✔ energiereiche Ergänzungsfuttermittel in flüssiger Form in den ersten 100 Laktationstagen
✔ Überwachung der Energiebilanz
✔ Stressreduktion
✔ ausreichend Bewegung |
✔ Infusion von Glukose
✔ Injektion von Dexamethason
✔ energiereiche Ergänzungsfuttermittel als Futterzugabe
✔ Eingabe von Propylenglykol oder Natriumpropionat |
Ketose bei Rindern – Was ist das?
Eine Ketose (Acetonämie) ist eine Stoffwechselstörung, bei der sich vermehrt Ketonkörper im Blut ansammeln. Betroffen sind meist hochleistende Kühe. Die Krankheit tritt in der Regel um den Zeitpunkt der Abkalbung auf sowie bis zur circa achten Laktationswoche. Man unterscheidet hierbei zwischen einer klinischen und einer subklinischen Ketose (Hyperketonämie).
Ursachen für Ketose
Milchkühe nutzen den größten Teil ihrer Energie zur Erzeugung von Milch. In der Zeit der Geburt des Kalbes und den Wochen danach benötigen Kühe viel mehr Energie und entsprechend mehr Futter, um diesen Bedarf zu decken. Fehlt diese Energie aus der Ernährung, greift der Körper auf seine Fettreserven zurück, wobei giftige Ketone in den Blutkreislauf freigesetzt werden. Geringe Mengen sind nicht problematisch. Eine größere Konzentration jedoch führt zu einer Ketose.
Symptome und Diagnose – Daran erkennen Sie die Ketose
Die Ketose bei Rindern kann in eine subklinische und eine klinische Form unterteilt werden. Der Unterschied besteht hauptsächlich in der Schwere der Symptome und der Art der Diagnose. Zusätzlich zwischen zwischen einer primären und sekundären Ketose differenziert.
Subklinische Ketose
Die subklinische Ketose tritt bei bis zu 50 Prozent der Kühe in der Frühlaktation auf und kann die Produktivität wie auch die Gesundheit der Tiere beeinflussen. Die Symptome einer subklinischen Ketose sind oft nicht sichtbar. Dennoch können die Kühe eine reduzierte Milchleistung sowie eine allgemeine Leistungsminderung zeigen. Hierbei stellt der Tierarzt die konkrete Diagnose. Diese erfolgt mittels erhöhter Ketonkörper (BHB = Beta-Hydroxibutyrat) im Blut, im Urin oder in der Milch. Im Labor können auch freie Fettsäuren sowie Muskel- und Leberenzyme bestimmt werden.
Klinische Ketose
Die klinische Ketose (circa drei Prozent) ist deutlich kritischer. Um die Gesundheit der Kuh zu stabilisieren, ist häufig eine sofortige Behandlung erforderlich. Klassische Anzeichen sind Appetitverlust, Gewichtsverlust, Lethargie und süßlicher Atemgeruch nach Aceton. Bei sehr fortgeschrittener Krankheit können auch neurologische Symptome wie Tobsucht oder Blindheit auftreten. Diagnostiziert wird die klinische Ketose ebenfalls durch Messung der Ketonkörper. Die Werte sind nochmal höher als bei einer subklinischen Ketose.
Eine schwerwiegende Ketose kann als Folge auch eine Verfettung der Leber nach sich ziehen. Zu prüfen ist auch, ob womöglich eine andere Grunderkrankung vorliegt (siehe Infokasten), die den Energiestoffwechsel stört. Bildet sich dabei eine subklinische Ketose aus, spricht man von einer sekundären Ketose.
Eine primäre Ketose wiederum wird durch falsche Fütterung verursacht. In Silagen mit hohem Feuchtigkeitsgehalt entsteht anstelle von Milchsäure Buttersäure, die eine direkte Vorstufe von Ketonkörpern darstellt. Minderwertige Silagen werden von Kühen meist nicht akzeptiert, sodass es zu einer geringeren Futteraufnahme kommt. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit einer klinischen oder subklinischen Ketose.
Subklinische Ketose | Klinische Ketose |
---|---|
✔ Symptome oft unspezifisch
✔ verringerte Milchleistung
✔ allgemeine Leistungsminderung |
✔ Fressunlust
✔ Gewichtsverlust
✔ Lethargie ✔ süßlicher Atemgeruch (Aceton) |
Maßnahmen und Behandlung bei einer Ketose
Zunächst ist es wichtig abzuklären, ob die Ketose nicht Folge einer anderen Erkrankung ist. In diesem Fall sollte zunächst diese Krankheit behandelt werden. Konsultieren Sie hierfür Ihren Tierarzt.
Nach der Diagnose einer tatsächlichen Ketose wird über mehrere Tage eine Infusion von Glukose- oder Invertzuckerlösungen verabreicht. Einmalig kann auch Dexamethason injiziert werden. Dies sollte jedoch nicht bei tragenden Tieren angewendet werden.
Eine weitere Möglichkeit besteht in der oralen Eingabe von energiereichen Ergänzungsfuttermitteln in flüssiger Form. Hier bietet sich auch ein Kombinationspräparat an. Eine unkonventionellere Methode ist die Gabe von Rotwein. Laut Studien kann die Verabreichung von Rotwein bei Kühen mit subklinischer Ketose sogar wirksamer sein als die klassische Behandlung mit Propylenglycol.
Eine Ketose kann auch homöopathisch behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass vorher kein Dexamethason verabreicht werden darf. Auch hier werden Propylenglycol oder Natriumproprionat verwendet. Ein typisches homöopathisches Produkt zur Behandlung von Ketose ist Flor de piedra. Dieses verfügt auch über eine Leberschutzfunktion.
Ketose bei Kühen vorbeugen
Ein optimales Fütterungsmanagement hat positive Auswirkungen auf die Stoffwechselgesundheit der Kuh. Besonders wichtig ist ein passendes Protein-Energie-Verhältnis und genug strukturierte Rohfaser in allen Stadien der Laktation. Eine häufige Futtervorlage sowie gute Futterqualität erhöhen die Fresslust. Auch sollte die Körperkondition vor dem Trockenstellen optimal eingestellt werden. Am besten durch Messung des Body Conditions Scores (BCS), um die Energiebilanz der Rinder zu überwachen und Energiedefizite rechtzeitig zu erkennen.
Verwenden Sie energiereiche flüssige Ergänzungsfuttermittel und Energiedrinks. Hier stehen Ihnen gleich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:
- Ein neuer, erfolgreicher Ansatz bei der Prophylaxe von Ketose erfolgt durch die Gabe flüssiger Ergänzungsfuttermittel mit Malzextrakt. Malzextrakt stimuliert nicht nur die Pansenbakterien und sorgt für eine bessere Faserverdaulichkeit sowie mehr Bakterieneiweiß. Es liefert durch die Aufnahme von By-pass-Maltose auch mehr Energie für den Stoffwechsel (12,4 MJ NEL) und erzeugt eine größere Menge an ATP (37-38 ATP) als beispielsweise Propylenglycol. Dadurch dass Maltose den höchsten Glykämischen Index unter den verschiedenen Zuckerarten aufweist, kann sie sehr schnell im Darm aufgenommen werden. Der Glucose-Anteil im Blut steigt rasch an und gleicht möglicherweise vorhandene Defizite aus. Durch die prompte Bereitstellung von Glucose im Blut wird die Insulinausschüttung gefördert, was wiederum die Mobilisation von Fett reduziert. Dies wirkt sich positiv auf die ernährungsphysiologische Vorbeugung von Ketose aus. Ein weiterer Vorteil von malzhaltigem Ergänzungsfutter: Während Propylenglycol bitter schmeckt, wird der malztypische (süßliche, leicht karamellartige) Geschmack in der Regel gut von den Tieren angenommen (Lockfutter).
- Futtermittel mit Propylenglycol stabilisieren den Energiestoffwechsel durch direkte Einmischung in die Futterration – idealerweise zwei Wochen vor der Abkalbung sowie vier Wochen danach.
- Mit dem Kuhtrank beziehungsweise Energiedrink direkt nach der Geburt stellen Sie sicher, dass die Kuh sofort Energie zurückgewinnt und sich durch die Flüssigkeit der Pansen wieder schnell füllt.
Eine große Rolle spielt ebenfalls der Kuhkomfort. Die Kühe sollten circa zwei Wochen vor der Kalbung bis zu zwei Wochen danach auf rutschfestem Stroh untergebracht werden, um ihnen das Aufstehen zu erleichtern. Es ist wichtig, dass die Kühe in den Abkalbeställen oder -boxen Sichtkontakt zur Herde haben. Im Abkalbebereich sollte jedem Tier eine Fläche von zwölf Quadratmetern zur Verfügung stehen. Zudem muss eine gute Wasserversorgung, beispielsweise durch Trogtränken, gewährleistet sein.
Zu beachten ist stets die Tiergesundheit. Hier lieber kein Risiko eingehen: Achten Sie auf möglichst gesunde Klauen, damit die Kuh keine Schwierigkeiten oder Schmerzen hat, um zum Futtertrog zu gelangen. Auch andere Krankheiten sollten zeitnah behandelt werden, um Energiedefiziten vorzubeugen.
Fütterungsmanagement | Tiergesundheit- und Komfort | Ergänzungsfuttermittel |
---|---|---|
✔ gutes Protein-Energieverhältnis
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✔ Messung des BCS (Body Condition Score)
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✔ Propylenglykol
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