
Azidose bei Kühen – Symptome, Vorbeugung und Behandlung
Sie vermuten, dass Ihre Kuh an einer Pansenazidose leiden könnte? Dann lassen Sie keine Zeit verstreichen! Über einen längeren Zeitraum unbehandelt, kann Azidose zu schweren gesundheitlichen Problemen führen und die Milchqualität negativ beeinflussen.
Durch verschiedene Maßnahmen kann das Risiko einer Azidose erheblich verringert werden. Erfahren Sie bei uns, wie Sie eine Azidose erkennen, entgegenwirken und effektiv behandeln können, um den Leistungsabfall Ihrer Tiere und damit auch wirtschaftliche Ausfälle zu verhindern.
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Auf einen Blick – Checkliste bei Azidose*
* Haftungsausschluss: Diese Informationen stellen keine medizinischen Ratschläge dar und ersetzen keine medizinische Diagnose, Beratung und Behandlung diesbezüglich durch einen Tierarzt. Trotz größter Sorgfalt bei deren Erstellung kann keine Gewähr und keine Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen werden.
Symptome | Vorbeugen | Behandeln |
---|---|---|
Akute Azidose ✔ schwere Appetitlosigkeit ✔ Wiederkaustörungen ✔ säuerlicher Geruch im Maul ✔ starke Pansenmotorik-Störungen ✔ Durchfall ✔ Bauchaufblähung und Koliken ✔ Apathie, Schwäche, Festliegen ✔ Dehydration ✔ Lahmheit und Klauenprobleme ✔ in schweren Fällen: Schock, Kreislaufversagen, Tod
Subakute Azidose (SARA) ✔ allgemeiner Leistungsrückgang ✔ schwankender Appetit ✔ Verdauungsprobleme ✔ Wiederkaustörungen ✔ geringe Pansenmotorik ✔ leicht erhöhter Puls und Atemfrequenz ✔ Lahmheit und Klauenprobleme ✔ Anfälligkeit für Gebärmutterentzündungen, Labmagenverlagerungen oder Kalziummangel |
✔ Rohfaseranteil in der Ration mindestens 20–25 % (Heu, Stroh)
✔ langsame Zufuhr von Kraftfutter, nicht in großen Mengen
✔ Fütterung mehrfach über den Tag verteilt
✔ Einsatz von Pufferstoffen wie Natriumbikarbonat, Magnesiumoxid oder Probiotika
✔ bei Futterwechsel langsame Umstellung
✔ 100–150 Liter Wasseraufnahme pro Tag
✔ regelmäßige Pansen-pH-Kontrolle durch den Tierarzt ✔ Beobachten der Wiederkauaktivität, reduziertes Wiederkäuen beachten ✔ Kotbeurteilung (fest, nicht flüssig oder breiig) |
Schwere akute Azidose ✔ sofortige Konsultation eines Tierarztes ✔ Durchführung einer Pansenspülung oder Pansenschnitt ✔ Zufuhr einer Pufferlösung ✔ Stabilisierung des Kreislaufs ✔ Pansensaftübertragung nach kritischer Phase ✔ Anpassung der Fütterung und regelmäßige Kontrolle nach Stabilisierung
Subakute Azidose (SARA) ✔ Umstellung auf strukturreiche Rationen mit ausreichendem Rohfaseranteil ✔ Reduzierung von Getreide und Silage ✔ mehrfache Fütterung über den Tag verteilt ✔ Zufuhr von Puffern ✔ Einsatz von Pansenstabilisatoren ✔ regelmäßige Überwachung des Pansen-pH-Werts, der Kotbeschaffenheit und der Wiederkauaktivität
Leichte akute Azidose ✔ Reduzierung der leicht fermentierbaren Kohlenhydrate ✔ Umstellung auf Futter mit höherem Faseranteil ✔ Zufuhr von Puffersubstanzen ✔ Kontrolle der Pansenflora durch Kotanalysen ✔ regelmäßige Überwachung des betroffenen Tiers |
Ursachen für Pansenazidose bei Rindern
Bei der Azidose handelt es sich um eine Stoffwechselstörung beziehungsweise Fermentationsstörung, bei der der Panseninhalt übersäuert. Die Ursache liegt in der Regel in der Fütterung leicht verdaulicher Kohlenhydrate beziehungsweise im Fütterungsmanagement. Entstehen bei der Verdauung durch Fehlgärung im Pansen zu viele flüchtige Fettsäuren und Milchsäure, …
- beeinflusst dies sowohl die Pansenflora als auch die Verdauung negativ
- kann das dazu führen, dass die Pansenwand geschädigt wird
- kommt es in der Folge zum Abfallen des pH-Werts im Pansen unter 5,8. Normalerweise liegt der pH-Wert bei gesunden Kühen zwischen 6,3 und 7,3.
Auslöser für die Pansenazidose beim Rind sind:
- Fütterung mit faserarmen und sauren Futtermitteln (zum Beispiel Maissilage) sowie hohen Getreiderationen
- zu hohe Kraftfuttermengen auf einmal
- übermäßige Futteraufnahme aufgrund ungleichmäßiger Fütterungsintervalle
- zu schnelle Umstellung auf eine neue Futterration
Besonders anfällig sind Kühe in den ersten Monaten nach dem Abkalben. Auch Hochleistungs-Milchkühe sind von der Pansenübersäuerung betroffen. Daher ist sehr wichtig auf eine gute Pansengesundheit zu achten, um eine gute Milchleistung zu gewährleisten.
Symptome und Diagnose – Daran erkennen Sie Azidose
Abhängig von den Symptomen und dem Übersäuerungsgrad des Pansens unterscheidet man eine subakute und eine akute Azidose.
Akute Azidose
Die akute Azidose ist eine schwere Stoffwechselstörung, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein kann. Sie kommt heute nur noch sehr selten vor und tritt spontan auf, zum Beispiel wenn eine Kuh unkontrolliert eine zu hohe Menge leicht verdaulicher oder leicht vergärbarer Kohlenhydrate gefressen hat. Durch die massenhafte Bildung von Milchsäure fällt der pH-Wert innerhalb kurzer Zeit auf unter 5,0–5,2. Die Flora im Pansen verändert sich, der osmotische Druck steigt und Bakterien und Pilze dringen ein.
In der Folge kann es bei der akuten Azidose zu folgenden Symptomen kommen:
- schwere Appetitlosigkeit
- Wiederkaustörungen (wenig oder kein Wiederkauen)
- säuerlicher Geruch im Maul
- starke Pansenmotorikstörungen beziehungsweise verminderte oder fehlende Pansenbewegungen
- Durchfall (wässrig, hell, übelriechend, oft mit unverdauten Futterpartikeln)
- Bauchaufblähung (Tympanie) und möglicherweise Koliken
- Apathie, Schwäche, Festliegen
- Dehydration (eingefallene Augen, trockene Schleimhäute)
- Lahmheit und Klauenprobleme (durch Toxine im Blut)
- in schweren Fällen: Schock, Kreislaufversagen, Tod
Zeigt eines Ihrer Tiere mehrere dieser Symptome, sollten Sie umgehend einen Tierarzt hinzuziehen. Dieser kann eine Diagnose mithilfe einer Messung des pH-Werts von frischem Pansensaft stellen.
Subakute Azidose
Die subakute Pansenazidose – auch als Subacute Ruminal Acidosis (SARA) bekannt – verläuft milder und hat einen schleichenden Verlauf, kann jedoch chronisch werden. Laut Studien sind vermutlich 50 Prozent der Milchkühe davon betroffen. Die subakute Azidose kann mitunter durch die dauerhafte Fütterung mit zu viel leicht vergärbarem Kraftfutter und zu wenig Rohfaser entstehen. Der pH-Wert im Pansen beginnt zu schwanken, fällt dabei regelmäßig unter 5,0 bis 5,5, erholt sich aber auch zwischendurch immer wieder. Die subakute Azidose tritt oftmals gleichzeitig bei mehreren Tieren einer Gruppe auf. Die Symptome sind oft nicht eindeutig, weswegen es schwieriger sein kann zu diagnostizieren.
Zu den Symptomen der subakuten Azidose zählen:
- allgemeiner Leistungsrückgang (geringere Milchleistung mit verringertem Milchfettgehalt, geringere Gewichtszunahme oder auch Gewichtsverlust)
- schwankender Appetit
- leichte Verdauungsprobleme mit wechselndem Kot (dünnflüssiger, weicher oder schaumiger Kot mit unverdauten Futterresten)
- Wiederkaustörungen (verringertes Wiederkauen)
- geringe Pansenmotorik (reduzierte Bewegungen)
- leicht erhöhter Puls und Atemfrequenz
- Lahmheit und Klauenprobleme (Laminitis, vermehrte Klauenrehe) sowie Anfälligkeit für Gebärmutterentzündungen, Labmagenverlagerungen oder Kalziummangel.
Die Diagnose der subakuten Pansenazidose – auch mithilfe einer pH-Wert-Messung durch den Tierarzt – ist schwierig. Die Inhaltsstoffe der Milch – insbesondere ein niedriger Fettgehalt unter drei Prozent – können bei der Beurteilung zusätzlich helfen, ebenso wie die Bestimmung der Calciumkonzentration im Harn.
Maßnahmen und Behandlung bei einer Azidose
Bei den Maßnahmen ist zwischen den verschiedenen Formen der Azidose sowie nach Schweregrad zu unterscheiden. Früherkennung und Fütterungsmanagement sind essenziell, um Langzeitschäden zu vermeiden.
Bei leichten Fällen einer akuten Azidose sollten …
- zuerst die leicht fermentierbaren Kohlenhydrate (zum Beispiel Kraftfutter) reduziert werden und …
- das Futter langsam auf einen höheren Faser-Anteil (zum Beispiel Heu oder Futterstroh) umgestellt werden.
- Puffersubstanzen wie Natriumbikarbonat, Hefepräparate oder Milchsäurebakterien können zusätzlich unterstützen, die Darmflora wieder aufzubauen.
- Die Kontrolle der Pansenflora durch Kotanalysen sowie die Überwachung des betroffenen Tiers sollten regelmäßig erfolgen.
Bei schweren Fällen einer akuten Azidose …
- muss umgehend ein Tierarzt hinzugezogen werden.
- Der Tierarzt führt eine Pansenspülung oder einen Pansenschnitt (Ruminotomie) durch, bei denen der saure Inhalt des Pansens entfernt wird.
- Eine Pufferlösung (zum Beispiel Natriumbicarbonat) kann intravenös oder oral zugeführt werden.
- Zur Stabilisierung des Kreislaufs kann eine Ringer-Laktat (Elektrolyt) oder eine isotonische Kochsalzlösung verabreicht werden.
- Sobald die kritische Phase überstanden ist, kann der Tierarzt im Rahmen einer Pansensaftübertragung die Pansenflüssigkeit eines gesunden Rinds übertragen.
- Ist die schwere akute Azidose unter Kontrolle, kann mit Maßnahmen wie bei leichten Verläufen (Anpassung der Fütterung sowie Kontrolle) angeschlossen werden.
Bei subakuter Pansenazidose (SARA) …
- sollte das Futter langsam auf strukturwirksame Rationen mit ausreichendem Rohfaseranteil angepasst werden. Der Anteil an Getreide und Silage sollte reduziert werden.
- Um Pansen-pH-Schwankungen zu vermeiden, sollte besser mehrmals über den Tag verteilt gefüttert werden.
- Pufferstoffe wie Natriumbicarbonat oder Magnesiumoxid helfen dabei den pH-Wert im Pansen zu stabilisieren und einer Übersäuerung entgegenzuwirken.
- Pansenstabilisierende Mittel wie Lebendhefen und Probiotika unterstützen die Mikroflora.
- Eine regelmäßige Überwachung des Pansen-pH-Werts, der Kotbeschaffenheit und der Wiederkauaktivität kann das Risiko eines erneuten Auftretens der subakuten Form verringern.
Pansenazidose bei Kühen vorbeugen
Die Prävention von subakuter Pansenazidose (SARA) und akuter Pansenazidose ist ein wichtiger Bestandteil des erfolgreichen Managements auf einem Milch- oder Fleischbetrieb. Erfahren Sie, welche Maßnahmen ein Landwirt ergreifen kann, um das Risiko einer Pansenazidose zu minimieren:
Ausgewogene Ration mit ausreichendem Faseranteil |
Rohfaser (Heu, Futterstroh) ist entscheidend, um den Pansen-pH-Wert stabil zu halten. Sie fördert die Wiederkäuaktivität und sorgt für eine gleichmäßige Fermentation im Pansen. Der Faseranteil sollte mindestens 20 bis 25 Prozent der gesamten Ration ausmachen.
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Reduktion von leicht fermentierbaren Kohlenhydraten |
Kraftfutter (zum Beispiel Getreide) sollte nicht zu schnell oder in zu großen Mengen verfüttert werden. Ein abruptes Erhöhen der Kraftfuttergabe kann zu einer schnellen Ansäuerung des Pansens führen.
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Kohlenhydratverteilung |
Die Kraftfuttergabe sollte über den Tag verteilt werden, nicht nur in einer Fütterung. Eine mehrfache Fütterung (zum Beispiel zweimal täglich) reduziert das Risiko von plötzlicher Überlastung des Pansens.
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Pufferstoffe und Ergänzungsfuttermittel |
Die Gabe von Pufferstoffen wie Natriumbicarbonat oder Magnesiumoxid kann helfen, den pH-Wert im Pansen stabil zu halten. Hefezusätze oder probiotische Mikroorganismen unterstützen die Pansenflora und verbessern die Fermentation.
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Vermeidung von Futterwechseln ohne Übergangszeit |
Ein plötzlicher Wechsel der Ration kann die Pansenflora destabilisieren und zu einer Übersäuerung führen. Futterumstellungen sollten schrittweise und über einen Zeitraum von mindestens ein bis zwei Wochen erfolgen.
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Ausreichende Wasseraufnahme |
Wasser ist entscheidend für eine gesunde Pansenfunktion. Kühe benötigen etwa 100 bis 150 Liter Wasser pro Tag, je nach Milchproduktion und Klima. Ein mangelnder Wasserzugang kann die Pansenfunktion und die Verdauung negativ beeinflussen.
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Regelmäßige Kontrolle des Pansen-pH-Werts durch den Tierarzt |
Der Pansen-pH-Wert sollte regelmäßig überprüft werden, um frühe Anzeichen einer Azidose zu erkennen.
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Beobachtung der Wiederkauaktivität |
Wiederkäuen ist ein Indikator für eine gesunde Pansenfunktion. Eine reduzierte Wiederkauaktivität kann auf eine Pansenstörung hinweisen. |
Beurteilung des Kots |
Der Kot sollte fest, aber nicht zu hart sein. Breiiger oder flüssiger Kot kann auf eine Pansenstörung hinweisen. Eine regelmäßige Kotbeurteilung hilft, frühe Anzeichen einer Azidose zu erkennen.
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