
Kälberstall planen, bauen, einrichten
Ob bei der Kälberaufzucht oder Kälbermast – der perfekte Kälberstall ist die Grundlage für die optimale Entwicklung Ihrer Tiere. Abhängig davon, welches Stallsystem Sie wählen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten zur artgerechten und hygienischen Haltung von Kälbern – sowohl in Einzel- als auch in Gruppenhaltung.
Erfahren Sie bei uns alles über das Thema Kälberstall und lernen Sie die zahlreichen Bauweisen, Haltungsformen und technischen Lösungen kennen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Vor- und Nachteile sowie über die betrieblichen Anforderungen. Wir verraten Ihnen, was wichtig ist, wenn Sie einen Neubau oder einen Umbau planen, auf ein anderes Stallsystem umstellen oder Ihren bestehenden Stall besser ausstatten und optimieren möchten. So garantieren Sie ein auf den Lebenszyklus abgestimmtes Tierwohl, Effizienz bei Arbeitsabläufen, Sicherheit im Gesundheitsmanagement und zu guter Letzt Flexibilität, Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit für Ihren Kälberstall.
BayWa-Services für den Kälberstall
Ob Fragen zu Kälberaufzucht oder Kälbermast, Kälbergesundheit, Bau oder Ausstattung des Kälberstalls – dank mehr als 100 Jahren Erfahrung in der Landwirtschaft ist die BayWa Ihr kompetenter Ansprechpartner für die Kälberhaltung. Unsere erfahrenen Expertinnen und Experten beraten Sie gern und entwickeln gemeinsam mit Ihnen individuelle Lösungen und Strategien für Ihren Betrieb. Schreiben Sie uns einfach via E-Mail oder unser Kontaktformular oder besuchen Sie einen unserer BayWa-Standorte. Wir freuen uns schon auf Sie!

Neubau oder Umbau eines Kälberstalls
Landwirten, die den Bau eines Kälberstalls planen, stehen verschiedene Möglichkeiten zu Verfügung, die sich grob einteilen lassen in:
- Neubau
- Umbau eines bestehenden Gebäudes
Neubau eines Kälberstalls
Beim Neubau eines Kälberstalls liegen die Vorteile klar auf der Hand: Sie können das Gebäude optimal an die Bedürfnisse der Tiere, Ihre Arbeitsabläufe sowie die gesetzlichen Anforderungen anpassen. Bauliche Standards wie Belüftung, Licht, Platzangebot oder Entmistungssysteme können von Anfang an berücksichtigt und umgesetzt werden. So ermöglicht ein Neubau die effiziente Nutzung von Fläche und Ressourcen, was langfristig die Betriebskosten senken kann. Jedoch erfordert ein Neubau oftmals größere Investitionen: Mit höheren Kosten für die Erschließung und den Bau sowie mit langwierigeren Planungs- und Genehmigungsphasen muss gerechnet werden.
Umbau eines bestehenden Gebäudes
Der Umbau eines Altbaus beziehungsweise die Umwandlung eines Stallsystems (zum Beispiel eines Anbindestalls) kann oftmals schneller realisiert werden als ein Neubau und verursacht meist geringere Kosten, da die Gebäudehülle bereits vorhanden ist. Jedoch kann es herausfordernd sein, das alte Gebäude hinsichtlich Belüftung, Beleuchtung oder Bewirtschaftung an moderne Standards anzupassen. Daher sollte der Altbau im Vorfeld gut bewertet werden. Bestehende Strukturen können die Flexibilität bei der Planung des Kälberstalls einschränken und erfordern unter Umständen Kompromisse.

Gebäudeformen für den Kälberstall
Je nach Standort, Haltungsform und Stallsystem bieten sich bestimmte Gebäudeformen besonders an. Aber auch Faktoren wie Größe des Betriebs, Altersgruppen der Kälber, Managementaufwand und Budget spielen eine Rolle. Wir erklären Ihnen die Vorteile und Nachteile der drei häufigsten Bauformen.
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Einhäusiger Kälberstall
Bei einhäusigen Kälberställen sind Liege-, Fress- und Laufbereiche alle in einem Gebäude, also unter einem Dach untergebracht. Oftmals ist das Gebäude von drei Seiten geschlossen, während sich an der vierten ein großes Tor befindet. Diese kompakte Variante verursacht im Verhältnis geringere Baukosten und ist unter anderem für Betriebe mit begrenztem Platzangebot geeignet. Bis zu 50 Kälber sind in einhäusigen Ställen gut zu kontrollieren und zu managen, jedoch gestaltet sich die Trennung der Tiere (zum Beispiel nach Altersgruppen) komplexer, da diese Gebäudeform weniger flexibel im Hinblick auf Anpassungen oder Erweiterungen ist. Auch besteht unter Umständen ein höheres Risiko von Krankheitsübertragungen aufgrund der gemeinsamen Luft- und Raumhygiene.
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Mehrhäusiger Kälberstall
Beim mehrhäusigen Kälberstall sind mehrere getrennte Stallabschnitte oder Gebäudeteile vorhanden, die eine Trennung der Kälber nach Alter und/oder eine Aufteilung der Funktionsbereiche wie Ruhebereich oder Fressbereich erleichtert. Auch der Auslauf oder unterschiedliche Fütterung können so einfacher gemanagt werden. Damit ist diese Gebäudeform insbesondere für größere landwirtschaftliche Betriebe mit Kälbern in verschiedenen Altersgruppen geeignet. In mehrhäusigen Ställen ist es einfacher möglich, das Risiko der Krankheitsübertragung zwischen verschiedenen Kälbergruppen zu steuern, jedoch erfordert die Gebäudeform höhere Bau- und Betriebskosten.
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H-Stall
Beim H-Stall sind zwei parallel angeordnete Gebäude durch einen zentralen Bewirtschaftungs- und Versorgungsraum verbunden. Damit erhält der Grundriss die Form eines H’s. Diese Gebäudeform bietet sich vor allem für größere Betriebe an und führt nicht nur zu einer vereinfachten Hygiene zwischen verschiedenen Kälbergruppen, sondern sorgt auch für kürzere Wege für den Landwirt. H-Ställe haben jedoch einen hohen Platzbedarf und höhere Baukosten.

Haltungsformen & Stallsysteme in der Kälberhaltung
Die Wahl des Stallsystems hängt von den Bedürfnissen der Kälber, den betrieblichen Gegebenheiten und den wirtschaftlichen Möglichkeiten ab. Dabei wird im Laufe der ersten Wochen meist von der Einzel- oder Paarhaltung zur Gruppenhaltung gewechselt. Vorab bei der Planung berücksichtigte Maßnahmen können die Umstellung für Tier und Landwirt erleichtern.
Stallsysteme für die Einzelhaltung von Kälbern
Die Einzelhaltung im Kälberstall ist durch die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) geregelt und bis zur achten Lebenswoche des Kalbs unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Ab der achten Lebenswoche ist die Haltung in Gruppen vorgeschrieben. Viele Betriebe stellen jedoch früher auf Gruppenaufstallung um.
Die Einzelhaltung von Kälbern …
- ermöglicht vor allem in den ersten ein bis zwei Lebenswochen eine bessere Kontrolle von Gesundheit sowie Tränke- und Nahrungsaufnahme.
- reduziert den Erregerdruck und damit die Übertragung von Krankheiten in den ersten Lebenswochen der Tiere.
- schützt die Kälber je nach System vor Nässe oder Überhitzung.
In der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) sind unter anderem die Mindestmaße für Kälberboxen festgehalten. Diese müssen so gestaltet sein, dass sich das Kalb drehen, hinlegen und bequem aufstehen kann. Dabei unterscheidet die Verordnung zwischen …
- Kälbern bis 14 Tagen: Boxen müssen innen mindestens 120 Zentimeter lang, 80 Zentimeter breit und 80 Zentimeter hoch sein und eine mit Stroh oder ähnlichem Material eingestreute Liegefläche bieten.
- Kälbern ab 14 Tagen bis acht Wochen: Die Box muss je nach Seitenbegrenzungen und Anbringung des Trogs zwischen 160 bis 180 Zentimeter lang und 90 bis 100 Zentimeter breit sein.
Alle weiteren Informationen der TierSchNutztV finden Sie beim Bundesministerium der Justiz ↗.
Darüber hinaus gilt:
- Soziale Bedürfnisse: Zwischen den Tieren muss Sicht- und Berührungskontakt möglich sein. Auch wenn sie Krankheitsübertragungen reduzieren könnten, sind vollständig abgeschottete Boxen nicht erlaubt.
- Hygiene: Einzelsysteme müssen einfach zu reinigen und zu desinfizieren sein. Auch für rutschfeste und trittsichere Bodenverhältnisse – zum Beispiel durch eine saubere, trockene Einstreu – ist zu sorgen.
- Licht und Luftversorgung: Ausreichend (Tages-)Licht, eine gute Luftqualität sowie eine natürliche Luftzufuhr müssen gewährleistet sein.
- Wärmeisolation: In kalten Regionen beziehungsweise im Winter bieten Kälberboxen aus Kunststoff oder isolierte Stallsysteme Vorteile.
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1) Kälber-Einzelboxen/Kälberboxen
Für die Einzelhaltung im Kälberstall kommen beispielsweise rechteckige Kälberboxen zum Einsatz. Sie bestehen oftmals aus stabilen, feuerverzinkten Metallrahmen, Seitenwänden aus PVC-Panels sowie strapazierfähigen und rutschsicheren Bodenrosten aus GFK-Kunststoff. Sie sind meist hochgestellt, sodass die Kälber nicht mit Verunreinigungen am Boden in Kontakt kommen, aber auch die Reinigung leichter erfolgen kann.
Kälberboxen können freistehend aufgestellt oder an einer Wand montiert werden und sind sowohl in geschlossenen als auch in teiloffenen Stallungen üblich. Als Varianten gibt es Kälberboxen auch mit Gummirädern, sodass sie leichter versetzt beziehungsweise bewegt werden können. Modulare Systeme lassen sich in Gruppenbuchten umwandeln, indem Seitenwände entfernt werden.
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2) Einzelbuchten für Kälber
Einzelbuchten sind abgetrennte Bereiche innerhalb eines Stallhaltungssystems, die mit festen Wänden (zum Beispiel aus Holz, Metall oder Kunststoff) oder Gittern ausgestattet sind. Einzelbuchten sind in der Regel größer als Kälberboxen und bieten mehr Platz für Bewegung. Die Reinigung ist aufwendiger, da die Buchten fest im Stall integriert sind, und erfordert regelmäßiges Entmisten und Einstreuen. Einzelbuchten können auch in eine Gruppenhaltung integriert oder für ältere Kälber verwendet werden, die bereits mehr Bewegungsfreiheit benötigen.
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3) Kälberiglus und Kälberhütten – Die Alternativen zum Kälberstall
Überdachte Kälberhütten sowie kuppelförmige, mobile Kälberiglus mit und ohne Auslauf bieten sich in der Regel für die Einzelhaltung von Kälbern im Freien und damit als Alternative zum Kälberstall an. Bei gemäßigtem Klima überzeugen sie durch Witterungsschutz, gute Belüftung sowie geringen Keimdruck. Grundvoraussetzungen sind ein fester Untergrund mit Gefälle für den Abfluss von Flüssigkeiten sowie ein beschatteter Standort im Sommer, um Hitzestress zu vermeiden. Materialien wie glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) sind nicht nur robust und korrosionsbeständig, sondern auch leicht zu reinigen.
Stallsysteme für die Gruppenhaltung von Kälbern
Gruppenaufstallung wird in vielen Betrieben ab der zweiten Lebenswoche des Kalbes durchgeführt. Ab der achten Lebenswoche ist sie gesetzlich vorgeschrieben. Vorgaben und Ausnahmen sind in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) geregelt. Die Gruppengröße hängt vor allem vom vorhandenen Platzangebot ab und kann zwischen zwei Kälbern (Kleingruppe) und maximal 20 bis 25 Kälbern liegen.
Je nach Lebendgewicht muss jedem Kalb folgende Bodenfläche zur Verfügung stehen:
- bis 150 Kilogramm: 1,5 Quadratmeter
- 150–220 Kilogramm: 1,7 Quadratmeter
- über 220 Kilogramm: 1,8 Quadratmeter
Alters- und größenhomogen gebildete Gruppen ermöglichen bei einem Altersunterschied der Kälber von zwei bis maximal vier Wochen eine gezielte, altersgerechte Betreuung und verringern Stress für die Tiere sowie das Verletzungsrisiko. Untersuchungen zeigten, dass das Risiko für Atemwegs- und Durchfallerkrankungen bei kleineren Gruppen deutlich niedriger ausfällt.
Alle weiteren Informationen der TierSchNutztV finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums der Justiz ↗.
Die Gruppenhaltung von Kälbern …
- überzeugt durch mehr Bewegungsfreiheit für die Tiere, was deren Gesundheit und Vitalität fördert.
- verbessert eine frühere und höhere Rau- und Kraftfutteraufnahme.
- begünstigt das soziale Verhalten und Wohlbefinden der Kälber.
Darüber hinaus gilt:
- Ausreichende Fressplätze müssen sicherstellen, dass bei rationierter Fütterung alle Kälber der Gruppe gleichzeitig Futter aufnehmen können.
- Es muss ein sauberer, trockener und komfortabler Liegebereich vorhanden sein.
- Kälber müssen natürliches oder künstliches Licht erhalten. Bei künstlicher Beleuchtung ist eine Beleuchtungsdauer von mindestens zehn Stunden täglich vorgeschrieben.
- Das Stallklima muss gesundheitsförderlich sein. Insbesondere eine gute Luftqualität ohne Ammoniak- oder Staubbelastung, eine ausreichende Luftzirkulation sowie angemessene Temperaturen sind von Bedeutung.
- Frisches Wasser muss ab der zweiten Lebenswoche jederzeit zur Verfügung stehen.
- Eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Stalleinrichtungen sind notwendig. Mechanische Entmistungsmöglichkeiten können bei größeren Anlagen vorteilhaft sein.
Für die Gruppenhaltung von Kälbern kommen die unterschiedlichsten Stallsysteme infrage, mit denen Lauf-, Liege- und Fressbereiche auf verschiedene Weisen organisiert werden können.
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1) Einflächenbuchten
Einflächenbuchten kommen sehr häufig bei der Gruppenhaltung von Kälbern zum Einsatz. Sie sind kostengünstig und baulich leicht umzusetzen – insbesondere bei Altgebäuden –, da die gesamte Bodenfläche für alle Aktivitäten der Tiere genutzt wird und es meist keine separaten Bereiche (zum Beispiel Liege- oder Bewegungsbereich) gibt. Die gesamte Bucht hat eine einheitliche Bodenhöhe und ist komplett eben. Für den Boden werden beispielsweise Beton mit Einstreu oder Gummimatten genutzt.
Die fehlende Einteilung bei Einflächenbuchten kann zu Störungen bei ruhenden Kälbern führen. Durch schlechte Belüftung kann es zu einer hohen Ammoniakbelastung kommen.
Aufgrund ihrer Bauweise werden Einflächenbuchten gern als Tiefstreustall verwendet. Dabei wird der Boden mit Stroh oder anderen Materialien kontinuierlich aufgebaut. Die Einstreu nimmt Kot und Urin der Tiere auf und bildet über die Zeit eine isolierende Schicht. Der Einstreubedarf ist entsprechend hoch.
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2) Zweiflächenbuchten
Bei der Zweiflächenbucht ist die Stallfläche in zwei Bereiche getrennt: Der Liegebereich ist dabei eingestreut (zum Beispiel mit Tiefstreu), der teilweise erhöhte Fressbereich ist mit einem Betonboden oder aber auch mit Spaltenböden ausgestattet. Die beiden Bereiche können mit Trenngittern voneinander separiert werden.
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3) Riswicker Kälberstall
Ein weiteres System für die Gruppenhaltung für Kälber zwischen zwei und sechzehn Wochen ist der Riswicker Kälberstall. Dabei handelt es sich um einen meist dreiseitig geschlossenen Offenfrontstall mit Pultdach. Die offene Seite ist meist mit einem Windschutznetz versehen. An den anderen Seiten können Jalousien angebracht sein, sodass insbesondere im Sommer eine gute Belüftung ohne Zugluft sichergestellt werden kann.
Der Stichfuttertisch kann in der Mitte oder am Windschutznetz platziert sein. Die Bereiche an den einzelnen Futtertischen sind normalerweise höhergelegt, was jedoch die maschinelle Reinigung erschwert. Sind diese Flächen nicht höhergelegt, kann sich dies rasch auf die Luftqualität auswirken.
Der Riswicker Kälberstall folgt dem Einflächenbucht-System und ist für bis zu 50 Kälber geeignet. Aus hygienischen Gründen werden diese jedoch in kleinere Gruppen unterteilt, die strikt getrennt gehalten werden. Bei Bedarf lässt sich das System flexibel anpassen.
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4) Großraum-Iglustall oder Gruppeniglu
Auch der Großraumiglustall ermöglicht eine offene Bauweise. Er kombiniert überdachte Lauf- und Liegeflächen mit Großraum- und Einzeliglus, aber auch Gruppenhütten. Dieses Stallsystem ist für Kleingruppen von etwa fünf Kälbern ebenso geeignet wie für größere Gruppen von bis zu 20 Tieren. Gruppeniglus und Gruppenhütten bieten eine optimale Belüftung, verfügen über ein isoliertes Dach sowie über einen eingestreuten Liegebereich und davon abgetrennte Fressflächen. Sie erleichtern auch die mobile Gruppenhaltung von Kälbern, da sie leicht zu versetzen und flexibler bei der Standortwahl sind.
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5) Holsteiner Kälberstall – Kombination von Einzel- und Gruppenhaltung
Das Holsteiner System steht in der Kälberhaltung für eine gute Luftzirkulation, Schutz vor Zugluft durch Kälbernester sowie für eine effiziente Entmistung mithilfe von Schwenktoren. Dabei zum Einsatz kommen Satteldach- oder Pultdachhallen mit offener Front, die mit Windschutznetzen oder Jalousien – teilweise sogar automatisiert – reguliert werden können. Durch die optimale Luftzirkulation kann das Risiko von Atemwegserkrankungen bei den Kälbern minimiert werden.
Der Längs-Futtertisch mit Güllekanal sowie die Entmistungsachsen werden zentral positioniert und teilen die Halle in der Regel in Gruppenbuchten auf der einen Seite und Einzeliglus auf der anderen Seite. Die Buchten, die meist mit Stroh oder ähnlichem Material eingestreut sind, werden durch eine Betonaufkantung von 20 Zentimeter Höhe in zwei Entmistungsachsen unterteilt.
Der Holsteiner Kälberstall ist ein flexibles Stallsystem, das sowohl für kleinere Kälbergruppen ab sechs Tieren als auch für Betriebe ab 60 Kälbern geeignet ist. Er kann leicht an die Bedürfnisse der Kälber unterschiedlichen Alters angepasst werden, die zunächst in Einzelbuchten oder Iglus gehalten werden und dann in die Gruppenaufstallung wechseln.

Stalleinrichtung & -ausstattung
Die Einrichtung beziehungsweise Ausstattung Ihres Kälberstalls hängt unter anderem von der gewählten Gebäudeform und dem Stallsystem, aber auch von der Anzahl und dem Alter der Tiere ab. Um die Gesundheit und Entwicklung der Kälber bestmöglich zu fördern sowie Abläufe artgerecht und für den Betrieb effizient zu gestalten, steht eine Fülle von Systemen und Produkten zur Wahl.
Belüftung und Schutz vor Zugluft
Ein schlecht belüfteter Kälberstall kann sich negativ auf das Stallklima und damit auf die Gesundheit und die Entwicklung der Tiere auswirken.
- Insbesondere Ammoniak, das beim Abbau von Urin und Kot entsteht, aber auch andere Schadgase wie Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff können die Atemwege, Augen und Schleimhäute beeinträchtigen oder die Sauerstoffaufnahme im Blut behindern.
- Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit kann zur Vermehrung von Keimen, Schimmelpilzen sowie anderen Krankheitserregern in der Luft und in der Folge zu Atemwegserkrankungen und Hautproblemen führen.
- Der Mangel an frischem Sauerstoff beeinträchtigt die Atmung und schwächt das Immunsystem der Kälber.
Grund genug, um für eine optimale Luftqualität und Frischluftzufuhr im Kälberstall zu sorgen. Doch was ist bei der Belüftung zu beachten und wo liegen die Grenzwerte?
- Die optimale Luftfeuchtigkeit beträgt 50 bis 80 Prozent.
- Zugluft muss vermieden werden, die Luftströmung gleichmäßig und sanft erfolgen.
- Der Schadgasgehalt ist niedrig. Die Ammoniakkonzentration muss unter 20 ppm (20 cm3) liegen.
- Die Staubbelastung ist möglichst gering.
Bei Offenställen beziehungsweise Offenfrontställen ist die Luftqualität dank der natürlichen Belüftung durch eine oder mehrere offene Stallseiten meist unproblematisch. Jedoch müssen die Kälber mithilfe straffgespannter Windschutznetze, wetterfester Jalousien oder lichtdurchlässiger Hubfenster vor Zugluft geschützt werden.
In geschlossenen Stallsystemen, aber auch im Winter muss die Belüftung baulich oder technisch erfolgen.
- Bei der Trauf-First-Lüftung strömt frische Luft durch Öffnungen an der Traufe (Dachunterkante) in den Stall, während die verbrauchte (wärmere Luft) durch Öffnungen am First (Dachspitze) nach außen entweicht (Kamineffekt).
- Bei der Schlauchlüftung wird Frischluft mithilfe eines Überdrucksystems kontrolliert über perforierte Schläuche eingeleitet. Diese Art der Belüftung ist besonders geeignet für kleinere Ställe.
- Stallventilatoren für Wände und Decken können dabei helfen den Luftstrom zu lenken und die Temperatur zu halten.
Die richtige Temperatur im Kälberstall
Eng mit der Belüftung zusammen hängt die Temperatur im Kälberstall. Sie liegt im optimalen Fall
- für Kälber in den ersten drei Lebenswochen bei mindestens 15 Grad Celsius,
- danach durchschnittlich zwischen zehn und 20 Grad Celsius.
Um die jeweilige Temperatur stabil zu halten, stehen Ihnen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung:
- Isolierung: Isolierte Stallwände und Dächer verhindern Wärmeverluste im Winter und Überhitzung im Sommer.
- Zusatzheizungen: In kalten Regionen oder bei sehr jungen Kälbern können Infrarot-Wärmestrahler oder sogar eine Fußbodenheizung sinnvoll sein.
- Einstreu: Ausreichend trockene und isolierende Einstreu (zum Beispiel Stroh) unterstützt die Kälber dabei, ihre Körperwärme zu halten.
- Mikroklima: Rückzugsbereiche für Kälber in großen Ställen sind essenziell, um sie vor Zugluft und Kälte zu schützen.
- Lüftungssysteme: Eine gut angepasste Lüftung sorgt für frische Luft, ohne die Temperatur stark abzusenken.
- Gruppenhaltung: Mehrere Kälber in einer Gruppe können durch Körperwärme zusätzlich Wärme erzeugen.
- Kälberdecken können Kälber in Einzelhaltung und im ersten Lebens-Monat vor Kältestress schützen.
Beleuchtung
Kälber müssen täglich mindestens zehn Stunden gleichmäßig verteiltes Licht mit einer Stärke von 80 Lux erhalten, das dem Tagesrhythmus angeglichen ist.
Bei natürlicher Beleuchtung durch Tageslicht, wie sie in Offenställen beziehungsweise Offenfrontställen stattfindet, müssen dahingehend wenig beziehungsweise keine unterstützenden Maßnahmen ergriffen werden. In geschlossenen Systemen helfen große Fenster oder lichtdurchlässige Materialien im Dach. Fehlen diese oder sind nicht in ausreichendem Maße vorhanden, muss mit künstlicher Beleuchtung (zum Beispiel speziellen LED-Leuchten) gearbeitet werden.
Bodenbeschaffenheit
Der Boden im Kälberstall muss in erster Linie rutschfest und trittsicher sein. Darüber hinaus sollte er leicht zu reinigen und wärmeisolierend sein und nicht zu Feuchtigkeitsansammlungen neigen. Hierzu kommen verschiedene Bodenbeläge – teilweise auch in Kombination oder von Bereich zu Bereich unterschiedlich – infrage:
- Betonboden ist langlebig, hygienisch, leicht zu reinigen, jedoch auch hart und kalt, sodass er mit Einstreu und/oder Gummimatten kombiniert werden sollte.
- Gummimatten oder -beläge sind besonders rutschfest, stoßdämpfend, wärmeisolierend. Sie erfordern jedoch etwas höhere Anschaffungskosten sowie eine aufwendigere Reinigung.
- Bei Spaltenboden ist darauf zu achten, dass die Auftrittsbreite mindestens acht Zentimeter beträgt. Die Spaltenweite darf maximal bei 2,5 Zentimetern lieben, bei elastisch ummantelten Balken oder bei Balken mit elastischen Auflagen höchstens bei drei Zentimetern. Vorteile von Spaltenböden sind die gute Flüssigkeitsdrainage sowie ein geringerer Reinigungsaufwand. Auf Liegeflächen ist jedoch unbedingt Einstreu notwendig.
- Einstreu, zum Beispiel Stroh oder Sägemehl, sorgt nicht nur für Komfort vor allem beim Liegen, sondern hat auch eine sehr gute isolierende Wirkung. Bei Kälbern im Alter von bis zu zwei Wochen ist eine mit Stroh oder ähnlichem Material eingestreute Liegefläche sogar Pflicht. Es muss jedoch regelmäßig erneuert werden. Dies kann manuell, maschinell mithilfe von Einstreugeräten oder durch automatisierte Einstreuanlagen erfolgen.
- Beim Tretmist-System wird organisches Material wie Stroh regelmäßig auf den Mist der Tiere geschichtet, das dann festgetreten wird. Auf diese Weise erhöht sich die weiche, isolierende Liegefläche allmählich. Die untenliegenden Schichten kompostieren durch die Wärmeentwicklung, was sich positiv auf den Kälteschutz auswirkt. Bei schlecht belüfteten Ställen kann es jedoch zu höheren Ammoniakwerten und zu Hygieneproblemen kommen.
- Bei Tiefstreu wird eine bis zu 50 Zentimeter hohe Schicht Einstreumaterial wie Heu oder Stroh auf dem Stallboden ausgebracht, die über einen längeren Zeitraum hinweg nur ergänzt, aber nicht vollständig erneuert wird. Die dicke Schicht sorgt für eine gute Wärme- und Feuchtigkeitsisolation sowie für weiche und trockene Liegeflächen. Ohne regelmäßiges Nachstreuen und eine gute Belüftung kann die Tiefstreu unhygienisch werden.
Abtrennung & Gruppierungen
Ob zur Trennung von Alters- und Gewichtsgruppen, Erleichterung der sozialen Eingewöhnung, Quarantäne oder Separierung von Fress- und Liegebereichen – feste oder mobile Trennelemente sind Bestandteil eines jeden Kälberstalls. Für dauerhafte Abtrennungen werden Trennwände aus Holz, Kunststoff oder Metall verwendet. Mobile Wände oder Gitter aus verzinktem Metall oder Kunststoff ermöglichen hingegen flexible Anpassungen.
Alle Varianten müssen ausreichend hoch sein, um Verletzungen auszuschließen. Bei Gittern können enge Strebenabstände verhindern, dass die Tiere steckenbleiben. Die Trennelemente sollten leicht zu reinigen, robust und stabil sein und sowohl für Tiere als auch Menschen gut zugänglich sein. Zudem ist sicherzustellen, dass die abgetrennten Bereiche den Mindestflächenanforderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) entsprechen.
Fütterungssysteme und Wasserzufuhr
Ein durchdachtes Fütterungsmanagement trägt zu einer optimalen Entwicklung bei, reduziert Stress bei den Tieren und sorgt für Wirtschaftlichkeit bei der Fütterung.
Dabei wird unterschieden in Systeme für die …
- Versorgung mit Milch in den ersten Lebenswochen der Kälber: Körperwarme Vollmilch oder Milchaustauscher können mithilfe von Tränkeautomat, fahrbarem Milchtank oder Milchtaxi sowie mit Eimertränke mit Nuckel (Nuckeleimer) verabreicht werden.
- Versorgung mit Kraft- und Raufutter: Ab der ersten Lebenswoche können Kälber schrittweise an feste Nahrung gewöhnt werden. Diese wird mithilfe von Futtertrögen, Heuraufen oder Fressgittern angeboten.
Ab dem ersten Lebenstag sollten Kälber frisches Trinkwasser zur Verfügung gestellt bekommen. In den ersten Wochen bietet sich dabei die Nutzung eines Tränkeeimers mit Saugnuckel an. Mit zunehmender Gewöhnung und Alter kann auf andere Tränken, zum Beispiel Tränkebecken oder automatische Tränkesysteme umgestellt werden.
Die Qualität des Wassers muss regelmäßig überprüft werden. Die Tränketechnik erfordert eine gründliche Reinigung und gegebenenfalls Desinfektion, um Keimbelastungen zu vermeiden. Bei offener Stallhaltung muss in den Wintermonaten darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht gefriert.
Entmistung und Reinigung
Feuchtigkeitsbindende Einstreu sorgt für trockene Liegeflächen und Komfort für Kälber, doch im Zusammenspiel mit Kot und Urin …
- werden Ammoniak und andere Schadgase freigesetzt.
- können sich Bakterien, Viren und Parasiten vermehren.
- erhöht sich das Risiko von Durchfall sowie Haut- und Atemwegserkrankungen.
Eine regelmäßige manuelle oder maschinelle Reinigung und Entmistung des Kälberstalls ist daher bei vielen Stallsystemen alle ein bis zwei Wochen Pflicht. Dabei sollten Mistreste vollständig entsorgt werden. Je nach Kälberstall können Schieber und Güllekanäle den Arbeitsaufwand reduzieren insbesondere in Kombination mit automatisierten Systemen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass diese an die Stallgröße angepasst sind.
Um den Fliegendruck gering zu halten, sollte der Mist außerhalb des Hofs gelagert werden. Frische Einstreu oder Nachstreu – im besten Falle sogar Hygienestreu oder Hygieneeinstreupulver – reduzieren die Vermehrung von Keimen oder haben teilweise sogar eine desinfizierende Wirkung. Iglus und Kälberboxen können leicht mithilfe alkalischer Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel gereinigt werden.
Auslaufmöglichkeiten
Ein Auslauf ermöglicht den Kälbern Bewegung und unterstützt damit die Entwicklung der Tiere. Je nach Stallsystem kann der Auslauf zusätzlich zur Verfügung gestellt werden oder ist fester Bestandteil. Ob Einzeliglus beziehungsweise Gruppeniglus mit Umzäunung oder Stallhaltung mit Auslauf ins Freie – der Schutz vor Kälte und Hitze, ein gut befestigter Boden für mehr Trittsicherheit sowie Abschrankungen ohne Verletzungsgefahr sind bei allen Varianten Voraussetzung.
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